Über die eingereichte Geschichte

In der Kurzgeschichte „Der Tote zahlt bar“ trifft sich eine gesellschaftliche Runde regelmäßig im selben Salon. Als der charismatische Mittelpunkt der Gruppe plötzlich tot zusammenbricht, bleibt seine Brieftasche mit gesprungenem Spiegel zurück.
Die Anwesenden blicken nacheinander hinein und finden kein Geld, sondern in einem Spiegel ihre eigene Fassade. Zwischen Ironie, Routine und höflicher Distanz wird spürbar: Die Wahrheit, die der Tote hinterlässt, ist unbequemer und wertvoller als alles Materielle.
„Der Journalist zog die Brieftasche näher, blätterte durch die Fächer – nicht aus Gier, aus Gewohnheit; wer mit Geschichten handelt, ist Voyeur.“
aus: Der Tote zahlt bar
Thema der Ausschreibung
Für den Walter Serner Preis 2025 habe ich meine Kurzgeschichte „Der Tote zahlt bar“ eingereicht.
Der Wettbewerb richtet sich an zeitgenössische Erzählerinnen und Erzähler, die im Sinne Walter Serners mit präzisem Blick und sprachlicher Eigenwilligkeit das urbane Leben und seine Abgründe erkunden.
Der Wettbewerb 2025 steht unter dem Motto „money, money, money“.
Gesucht werden literarische Perspektiven auf Geld in all seinen Erscheinungsformen – auf Armut und Reichtum, Abhängigkeit und Freiheit, auf den Wert und Unwert des Besitzes.
Im Mittelpunkt stehen Beziehungen zwischen Menschen, Dingen und Währungen – materiell wie moralisch.
Über Walter Serner
Walter Serner (1889–1942) war Schriftsteller, Dadaist und Chronist der Großstadt. Mit seiner scharfen Beobachtung und seinem unbestechlichen Blick für Täuschung, Schein und gesellschaftliche Masken gilt er als einer der frühesten Analytiker der modernen Metropole. Seine Texte bewegen sich zwischen Ironie und Nihilismus – eine Haltung, die der nach ihm benannte Preis bis heute würdigt.
Weitere Informationen zum inzwischen beendeten Wettbewerb:
walter-serner-preis.de
