Nimm unsere Kleinen, geh nach draußen
erzähl von den Sternen und den kleinen Kindern
Geh in den Wald, sprich von geheimnisvollen Wesen
mach, dass sie nicht aufhören sich zu wundern
Streue ihnen Fragen aus, lass sie die wie Ostereier suchen
Sag der Regenbogen sei der Sonne Sonntagskuchen
Und nicht:
Zerbrochenes Wasser, zerbrochene Glut
Splitter und Scherben
Und Liebste: seid auf der Hut!
Nimm unsere Kleinen, geh nach draußen
sprich von den ungeheuersten Wundern dieser Welt
von Libellen, die auf gläsernen Flügeln sausen
von dem kleinsten Samen der den größten Baum enthält
Streue ihnen Fragen aus, lass sie um jede Antwort ringen
und sprich von deiner Liebe zu den Wesen und den Dingen
Und nicht von:
Zerbrochenem Wasser, zerbrochener Glut
Splitter und Scherben
Nein Liebste, nimm ihnen noch nicht den Mut!
Nimm unsere Kleinen geh nach draußen
zeig ihnen den Wind, der die Wolken bläht
sag ihnen, dass keiner mehr ernten wird, weil keiner mehr sät
Zeig ihnen:
Zerbrochenes Wasser, zerbrochene Glut
Splitter und Scherben
Und dann Liebste, schenk ihnen unsere Wut!
Erschienen in:
Literaturzeitschrift Dichtungsring, Ausgabe 63 – Zorn
Ein wunderschönes Gedicht, zum Nachdenken und filigran.
Johann Seidl- Mein Schwager-der Künstler