Johann Wolfgang von Goethe, Naturwissenschaftler

Auszug aus dem Essay:

Essays, Reportagen, Kommentaren zum 190. Todestag Goethes

„Dichter und Naturforscher – dieser Zuschreibung hätte der Herr Geheimrat vielleicht widersprochen, sah er sich doch mitunter zuerst als – im Ursprungsinne – querdenkenden Wissenschaftler und erst danach als Poeten.
Das zumindest überliefert uns Johann Peter Eckermann in seiner Niederschrift der „Gespräche mit Goethe“ 1836: „Auf alles, was ich als Poet geleistet habe, bilde ich mir gar nichts ein […]. Dass ich aber in der schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der Einzige bin, der das Rechte weiß, darauf tue ich mir etwas zugute. Johann Wolfgang von Goethe, Naturwissenschaftler weiterlesen

Das Geheimnis

Auszug aus der Kurzgeschichte

introspektiv #3 – Natürliches

Urkan sammelte Steine. Eigentlich sammelte er alles, wenn es denn Bilder in sich trug und hart und dauerhaft genug war, um in seiner Galerie in der Felsnische die Jahreszeiten überdauern zu können. Der junge Jäger sah in allem Möglichen Bilder von Vögeln, Pferden oder Mammuts und erkannte in Hölzern und Steinen Frauen und Männer.
Die Jäger seines Stammes stichelten gutmütig: Das Geheimnis weiterlesen

Homaqi

7 Millionen Tage in der Zukunft: Collection of Future & Space Fiction Stories

Als E-Book schon verfügbar:
7 Millionen Tage in der Zukunft –
A Collection of Future & Space Fiction Stories
mit meiner Kurzgeschichte „Homaqi“ – eine Science-Fiction Story über die ferne Zukunft der Menschheit.

Auszug aus der SF-Shortstory „Homaqi“:

Die Gärtnerin schwamm dem diffusen Licht zu, wo unter dem dünnen Eis des Südpols und umspült vom warmen, mineralstoffreichen Wasser der hydrothermalen Schlote die Kulturen der Genossenschaft gediehen. Homaqi weiterlesen

Tut mir leid Frosch, aber das kann ich nicht tun!

Auszug aus der SF-Shortstory:

GEGEN UNENDLICH 17 – Magazin für Phantastik und Science-Fiction

„Königstochter, jüngste, mach mir auf!“
 Stille.
„Hallo Königstochter, hörst du mich …?“
Weiterhin lautes Schweigen von der anderen Seite der Tür.
Da wurde der Frosch ärgerlich und rief mit erhobener Stimme:
„Hallo Königstochter, hörst du mich … Hörst du mich, Königstocher?“
Nichts rührte sich.
Der Frosch atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Und zum wiederholten Male setzte er an:
„Kannst du mich hören, Königstochter …  Hallo, Königstochter, hörst du mich?“

Da ertönte eine melodische Stimme aus dem OFF:

„Jawohl, Frosch, ich höre dich!“  …
Tut mir leid Frosch, aber das kann ich nicht tun! weiterlesen

Kurzgeschichte „Büchel“

Illustration zur Kurzgeschichte „Büchel“ mit den F-Diagnosen ICD10 F71 und F20 (Künstler: Uli Bendick)

„Karl liegt neben mir und schläft. Friedlich, leise lächelnd. Nur der Kopf mit dem unzähmbaren Haarschopf schaut aus seinem Schlafsack heraus. Wie entspannt seine Gesichtszüge sind! Er schläft den Schlaf des Gerechten, buchstäblich! Karl ist unschuldig und arglos, so lauter und unbedarft wie ein Kind. Aber Karl ist kein Kind. Karl ist fast dreißig. Er hat ein großes Herz und Bärenkräfte, aber den Verstand eines Siebenjährigen. Diagnose: mittelgradige Intelligenzminderung, ICD10 – F71. Ich weiß das, denn ich kenne mich damit ein bisschen aus. Nicht weil ich Psychiater wäre, nein, ich bin Physiker! …“

→ veröffentlicht in der Anthologie »Diagnose F – Science Fiction trifft Psyche«
Nominierung von Anthologie und Herausgeber für den renommierten Kurd-Lasswitz-Preis 2021!

Kurzgeschichte „Büchel“ weiterlesen

Wild Red № 42

Auszug aus der Kurzgeschichte

»Britannien, frohlocke, du nennst ihn dein Eigen,
vor dem Europas Bühnen sich verneigen.
Nicht einer Zeit gehört er, sondern allen Zeiten!«
(Ben Jonson, 1623)

Als Will in der Tür des Rusty Outpost erschien und die gut gefüllte Bar mit einem unverbindlich freundlichen Blick, aber unverkennbar wachen Auges auf einen freien Platz durchmusterte, wusste ich sofort, dass mir dieser Abend lange im Gedächtnis bleiben würde.
Celeste hatte mir gerade in ihrer unvergleichlichen Art mein zweites Bier derart unwirsch auf den Tisch gestellt, dass die Blume, weiß wie die Supernova eines Blauen Riesen, quer über den Tisch spritzte und mich, ohne dass ich den Krug hätte heben müssen, vom würzigen Hausbräu kosten ließ.
»Wahrscheinlich stimmt ihr Umsatz heute nicht«, dachte ich bei mir, und meine zwei Bier in einer knappen Stunde würden ihre Kasse wahrlich auch nicht heller klingeln lassen. Zumal der Ausschank schnöden Gerstensafts ja auch nicht wirklich ihr Job war und sie nur einspringen musste, weil die zickigen autonomen Bierbrunnen gerade mal wieder gehackt worden waren und alle am Tisch vom OO´Klaak festhingen, um ihm über seine fünf rosa Rüssel eine ekstatische Bierdusche zu verabreichen.

veröffentlicht in:
Das Alien tanzt im Schlaraffenland –
Schmackhafte SF und Fantastik aus einem hungrigen Universum

Wild Red № 42 weiterlesen

Hinterhof

Auszug aus der Kurzgeschichte:

„Ich berühre das Fenster und blicke in den Hof. Die Zeit läuft: Da sind Menschen, verschwommen wie in Langzeitbelichtung, Bäume, im Wind zu breiten, grünen Flächen verweht – das Rot der Trümmer teils verwaschen.
Ich nehme die Hand vom Glas. Stopp. Echtzeit.
Rechts öffnet eine eingestürzte Fassade den Blick in den Himmel und zu den alten Pappeln im Park nebenan. Balken ragen aus dem urbanen Geröll wie die Finger eines Verschütteten. Licht fällt in den Hinterhof. Frauen sortieren die noch brauchbaren roten Ziegel für die Weiterverwertung, Bettlaken blähen sich auf improvisierten Wäscheleinen, ein alter Mann sitzt auf den Steinen und schaukelt einen Kinderwagen – es ist Kriegsende, Wiederaufbau, Juni ’47 …“ Hinterhof weiterlesen

Operation Christbaum

Auszug aus der Kurzgeschichte:
„Vater war Gefängniswärter, aber ich glaube nicht, dass er sich selbst so bezeichnet hätte. Einerseits versuchte er, der in seinen jungen Jahren viel harte Arbeit, Entbehrung und auch Krieg erlebt hatte, ein Leben lang die luftigeren Fäden im grob gewirkten Stoff des Daseins zu erhaschen.
Er suchte die Wahrheit hinter den Dingen und das Schöne an ihnen und mit der so feinsinnigen und außerordentlich schönen – und leider später auch todkranken Frau – hatte er tatsächlich ein kleines Stück der unerträglichen Leichtigkeit des Seins für sich gewinnen können. Andererseits war er immer der Bauernbub aus dem bayerischen Hinterland geblieben und der Wald – das Holz, wie dieser Pars pro Toto genannt wurde – war tief in ihm verwurzelt. … Operation Christbaum weiterlesen

Autonomie Neunenz

Auszug aus der SF-Story

Post-Climate-Fiction-Stories

„Vlada kehrte von ihrer Arbeit an den Feldern zurück. Die Brandflächen der Taiga wurden von der  neu gebildeten Gemeinschaft von Aufwuchs befreit, um Ackerland für die gemeinsame Versorgung zu gewinnen. Sie trat in ihre kleine Hütte. Vladimir fütterte Mischa mit Getreidebrei und vorgekautem rohem Fisch.
Das wunderte sie immer noch, dass ein Mann freiwillig die Haus- und Kinderarbeit mit ihr teilte. Die Jäger und Hirten der Nenzen waren Jahrtausende lang in Familienclans patriarchalisch organisiert. Das kollidierte mit den emanzipierten Strukturen der Öko-Kommune. …“

Axel Aldenhoven, selbst erfolgreicher Autor, Buchrezensent und SF-Blogger schreibt dazu:

Autonomie Neunenz weiterlesen

Eine kurze Geschichte mit Zeit

Auszug aus der Kurzgeschichte:

Letztlich bedeutete dies, dass alles, wirklich ALLES was möglich und denkbar ist, in irgendeiner dieser unzähligen Universen und deren Welten Wirklichkeit geworden ist oder werden wird.
Kurt lacht spöttisch in sich hinein. Alles wäre möglich: Der Weltfriede, die Abschaffung der Sommerzeit, ein Porsche in seiner Garage… und Greta, die ihn nicht wegen dieses leicht schwebenden, aber zugegeben sehr erfolgreichen Qigong Lehrers verlassen hat.

Möglicherweise, und wenn man den Multiversums-Fuzzis glauben darf, dann ganz sicher, gibt es also unter diesen unendlichen Möglichkeiten irgendwo einen Kosmos, in dem er nicht ein alternder, zynischer Schreiberling ist, von der Ehefrau verlassen und verstrickt in einen täglichen Kampf gegen eine Betaversion des  Mechanismus von Antikythera. Eine kurze Geschichte mit Zeit weiterlesen