Wild Red № 42

Auszug aus der Kurzgeschichte

»Britannien, frohlocke, du nennst ihn dein Eigen,
vor dem Europas Bühnen sich verneigen.
Nicht einer Zeit gehört er, sondern allen Zeiten!«
(Ben Jonson, 1623)

Als Will in der Tür des Rusty Outpost erschien und die gut gefüllte Bar mit einem unverbindlich freundlichen Blick, aber unverkennbar wachen Auges auf einen freien Platz durchmusterte, wusste ich sofort, dass mir dieser Abend lange im Gedächtnis bleiben würde.
Celeste hatte mir gerade in ihrer unvergleichlichen Art mein zweites Bier derart unwirsch auf den Tisch gestellt, dass die Blume, weiß wie die Supernova eines Blauen Riesen, quer über den Tisch spritzte und mich, ohne dass ich den Krug hätte heben müssen, vom würzigen Hausbräu kosten ließ.
»Wahrscheinlich stimmt ihr Umsatz heute nicht«, dachte ich bei mir, und meine zwei Bier in einer knappen Stunde würden ihre Kasse wahrlich auch nicht heller klingeln lassen. Zumal der Ausschank schnöden Gerstensafts ja auch nicht wirklich ihr Job war und sie nur einspringen musste, weil die zickigen autonomen Bierbrunnen gerade mal wieder gehackt worden waren und alle am Tisch vom OO´Klaak festhingen, um ihm über seine fünf rosa Rüssel eine ekstatische Bierdusche zu verabreichen.

veröffentlicht in:
Das Alien tanzt im Schlaraffenland –
Schmackhafte SF und Fantastik aus einem hungrigen Universum

Wie Aliens aussehen, darüber kursieren die vielfältigsten Fantasien. Ob tentakelbewehrt, winzig klein, riesengroß oder schlichtweg die altbewährten grünen Männchen, gesehen hat sie noch niemand und so sind unserem Schöpfergeist keine Grenzen gesetzt. Doch bei allen Spekulationen dürfte eines wohl zutreffen – zum Leben, und das wollen wir unseren außerirdischen Mitbewohnern ja wohl zugestehen – gehört Energie. Bezeichnen wir dies als Essen, so ist der Schritt zum Schlemmen gar nicht so weit. Warum sollte es einer anderen Wesensform nicht auch munden – vorausgesetzt sie hat einen Mund oder warum sollte ihr die Energiezufuhr nicht Spaß bereiten – lustvolles Schmausen könnte es auch auf anderen Planeten geben.

Zweiundzwanzig Mahlzeiten in zweiundzwanzig Geschichten. Mal sind die Aliens bei uns zu Gast, mal werden wir in fernen Welten bewirtet, oder wir sind die stillen Beobachter, die sich an Festlichkeiten, Liebesmahlzeiten oder auch an finaler Kostverarbeitung ergötzen.

Ellen Norten (Hrsg.)
Das Alien tanzt im Schlaraffenland
Schmackhafte SF und Fantastik aus einem hungrigen Universum
p.machinery,  Januar 2022, 272 Seiten, Paperback
ISBN 978 3 95765 269 0 – EUR 15,90 (DE)
E-Book: ISBN 978 3 95765 829 6 – EUR 4,99 (DE)

Veröffentlicht von

Johann Seidl

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