Pressemitteilung
Drei Tage lang widmete sich die Bonner Buchmesse Migration der Frage: Was ist Heimat? Vom 4. bis zum 6. November konnten sich Besucherinnen und Besucher in einem umfangreichen Angebot aus Fachbuchmesse, Sonderausstellung und einem Begleitprogramm informieren. Bei der Preisverleihung zum angegliederten Literaturwettbewerb erhielt der Freisinger Autor Johann Seidl den 2. Preis in der Kategorie Lyrik.
Die etablierte Fachbuchmesse zum Thema Migration und Interkulturalität im Bonner Haus der Geschichte bietet seit 1998 im zweijährigen Turnus Autoren und Verlagen, die sich mit der multikulturellen Gesellschaft befassen, ein breites Publikum und überregionale Medienpräsenz. Sie ist über die Jahre zu einem anziehungskräftigen Forum geworden, in dem eine breite Öffentlichkeit über Migration und Integration, über Fremdenfeindlichkeit und Gewalt, sowie über neue Modelle des Zusammenwachsens und der Transkulturalität in Deutschland diskutiert. Ausgerichtet wurde sie auch 2022 wieder von der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn (EMFA) gemeinsam mit dem Diakonischen Werk Bonn und Region, unterstützt von weiteren Partnern wie dem PEN-Zentrum Deutschland, Amnesty International oder regionalen Initiativen.
Rund 3000 Besucher und Besucherinnen informierten sich auf der Buchmesse über aktuelle Veröffentlichungen sowie bei mehr als 30 Einzelveranstaltungen wie Lesungen, Vorträgen und Workshops über das Verständnis von Heimat. Die Sonderausstellung „Heimat“ vom Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland präsentierte zahlreiche multimediale Anknüpfungspunkte an das diesjährige Motto.
Was ist Heimat? Die Frage „lädt zum Nachdenken darüber ein, wie Heimat von den Beziehungen in einer Gesellschaft geprägt ist und wir somit alle daran beteiligt sind“, so die Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Reem Alabali-Radovan in ihrem Grußwort. Zahlreiche bekannte Literatur- und Kunstschaffende, sowie in Wissenschaft, Publizistik und Aktionsgruppen Tätige näherten sich im Laufe der Veranstaltung auf teils ganz persönliche Weise dieser Frage. So unter anderem die Autoren Ali Can und Hasnain Kazimoder, die Dokumentarfilmerin Sibel Akkulak-Dosch oder die Journalistin Canan Topçu. Vom PEN-Zentrum Deutschland lasen mit Farhad Jahanbeigi und Pezhman Golchin zwei iranische Stipendiaten des Programms Writers-in-Exile für bedrohte und verfolgte AutorInnen aus ihren Werken und diskutierten anschließend über die aktuelle Situation in ihrer Heimat. Regionale Initiativen wie der Verein „Anonymer Krankenschein Bonn“ beleuchteten beispielsweise mit der Veranstaltung „Unter dem Radar – Wie man illegal in Deutschland lebt“ Heimatlosigkeit in Deutschland.
Im Vorfeld der 13. Bonner Buchmesse Migration wurden Autorinnen und Autoren im deutschsprachigen Raum aufgerufen, Arbeiten zum bundesweiten Literaturwettbewerb „Was ist Heimat?“ einzureichen. Dabei sollen die Themen Flucht und Integration reflektiert werden. „Kultur im Allgemeinen und die Literatur im Speziellen kann einen sicheren Ort aufzeigen. Lyrik, Prosa und Geschichten können Heimat sein und in schweren Zeiten eine neue Heimat anbieten“, so die Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn Katja Dörner bei der Eröffnung der 13. Bonner Buchmesse Migration.
Die fachkundige Jury hat aus den zahlreichen Einreichungen die besten Texte in den Kategorien Kurzgeschichte und Lyrik zur Publikation und Prämierung ausgewählt. Bei der Preisverleihung am Samstag, den 5. November lasen unter der Moderation von Dr. Jürgen August Alt die Preisträger und Preisträgerinnen der Plätze 1 bis 3 aus ihren Texten.
Neben der bewegenden Kurzgeschichte „Heimkehr“ von David Jacobs über die Flucht eines bulgarischen Lohnschlachters oder dem prämierten Gedicht „Leicht machen“ von Eline Menke las auch Autor Johann Seidl aus seinem Gedichtzyklus „Wort Heimat“ und erhielt für das Gedicht „Karawanserei“ den 2. Platz des Literaturwettbewerbs der Bonner Buchmesse Migration in der Kategorie Lyrik.
In der lyrischen Beschäftigung mit „Heimat“ verarbeitet Johann Seidl unter anderem biographische Brüche wie den Verlust eines „Zuhause“ als Neunjähriger nach dem Tod der Mutter und der anschließenden Abschiebung in ein Jungeninternat.
Der gebürtige Oberpfälzer lebt und arbeitet seit 2001 in Freising. Als Gartenpoet schreibt er Lyrik, Essays und Kurzgeschichten mit Veröffentlichungen in Literaturmagazinen wie eXperimenta, Haller oder introspektiv sowie in Anthologien wie der zum Ulrich Grasnick Preis oder Bubenreuther Literaturwettbewerb. Johann Seidl war Chefredakteur und Herausgeber des SF- Magazins “Andromeda- Nachrichten” und arbeitet derzeit als Pressesprecher einer Umweltforschungseinrichtung. Er kocht mit Leidenschaft, malt, fotografiert, und ist passionierter Naturgärtner mit einem gut besuchten Garten/Food-Blog.