Auszug aus dem Essay:
„Dichter und Naturforscher – dieser Zuschreibung hätte der Herr Geheimrat vielleicht widersprochen, sah er sich doch mitunter zuerst als – im Ursprungsinne – querdenkenden Wissenschaftler und erst danach als Poeten.
Das zumindest überliefert uns Johann Peter Eckermann in seiner Niederschrift der „Gespräche mit Goethe“ 1836: „Auf alles, was ich als Poet geleistet habe, bilde ich mir gar nichts ein […]. Dass ich aber in der schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der Einzige bin, der das Rechte weiß, darauf tue ich mir etwas zugute.
Es ist üblich, insbesondere die Farbenlehre Goethes als einen gescheiterten Versuch eines wissenschaftlichen Amateurs hinzustellen, der an den harten Fakten der Physik kläglich scheitert. Es soll die Frage geklärt werden: War Goethe Naturwissenschaftler oder nur ein dilettierender Naturkundler und wie modern ist seine wissenschaftliche Weltsicht?
In folgenden werden anhand von Beispielen aus Geologie, Botanik und Physik Goethes erkenntnistheoretische Konzepte, wissenschaftlich überprüfbare Voraussagen und zutreffende Theorien vorgestellt.
Geologie und das Rätsel der Findlinge
Die zeitgenössischen Schweizer Geologen und Gletscherforscher Ignaz Venetz und Johann v. Charpentier, die der noch bis 1860 umstrittenen Theorie einer Eiszeit ab 1830 mit zum Durchbruch verhalfen, würdigten posthum Goethe als „Entdecker“ der Eiszeit. …„
Erschienen in:
Goethe – eine Streitschrift. Der Dichterfürst in der Kontroverse
Hrsg: Dr. Maria Zaffarana
Verlag CarpeGusta, August 2022
ISBN-10: 394734306X
ASIN: B0B8JMRW7F
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Anlässlich seines 190. Todestages blicken in diesem Buch zehn Autoren aus Deutschland und Österreich in Essays, Reportagen, Kommentaren und Possen ganz persönlich auf das sprachliche Erbe des Dichterfürsten.
Inwiefern hat Johann Wolfgang von Goethe Deutschlands Literaturlandschaft verändert? War er ein genialer Reaktionär oder eher ein selbstverliebter Theoretiker? Stecken seine Texte heute in der Krise oder sind sie von dichterischer Zeitlosigkeit?